Wenn wir uns müh'n

 

Es war einst ein Baum, der war uralt.

Dem wurden im Winter die Wurzeln kalt.

Er bat mich, ihm zu helfen. Ein Luftzug störe ihn.

Im Dachsbau darunter, der Dachs schlief in Ruh.

Da schloss ich ganz leise des Dachs´ Türe zu.

Das tat den Baum erfreuen; nun konnt es nicht mehr ziehn

 

Der Baum hat Not, wir bringen es ins Lot.

Wenn wir uns müh´n, ja, da kann´s auch nicht mehr zieh´n.

 

 

Das Wasser der Quelle, es war versiegt.

Durch Hitze der Sonne des Sommers besiegt.

Die Wiese rief um Hilfe. Ihr Wachstum sei gehemmt.

Da kam eine Wolke und ich hab gedacht:

Erzähle ihr Witze, so lang bis sie lacht.

Sie lachte viele Tränen, hat alles überschwemmt.

 

Die Wies´ hat Not, wir bringen es ins Lot.

Wenn wir uns müh´n, dann wird alles wieder grün.

 

 

Es bliesen zwei Winde im Wald um die Wett,

wer letztlich von ihnen doch mehr Puste hätt.

Der Wald jedoch muss fürchten, kein Bäumlein bliebe steh´n.

Ich sprach zu den Winden: "Ihr seid viel zu schwach,

um trocken zu blasen, dort den kleinen Bach."

So blasen sie noch heute. Dem Wald war nichts gescheh´n.

 

Der Wald hat Not, wir bringen es ins Lot.

Wenn wir uns müh´n, kann dem Wald auch nichts gescheh´n.

 

 

Es war einmal ein Drachenbaum,

der wollt so gerne Drachen schau´n.

Er sprach: "Hier gibt es keinen, oh nimm mich doch mit dir."

Ich grub ihn aus und nahm ihn fort.

Wir suchten hier und suchten dort.

Doch fand ich auch nicht einen. Drum hab ich ihn noch hier.

 

Ein Drachenbaum will Drachen suchen geh´n.

Wenn wir uns müh´n, dann wird er auch einen seh´n.

 

Das Eichhorn sucht im Baum die Nuss,

weil’s sonst im Winter hungern muss.

Es schreit mit viel Gezappel:

„Die Nüsse, die sind fort!“

 

Ich schau den Baum und sage dann,

dass es hier lange suchen kann.

„Der Baum ist eine Pappel.

Der Nussbaum, der steht dort.“

 

Vom Nüsseleid das Eichhorn ist befreit.

Wenn wir uns müh'n, kann es Nüsse sammeln geh‘n.

 

 

Es war einmal ein Schmetterling,

der in dem Netz der Spinne hing.

Er konnt sich nicht befreien

und weinte bitterlich.

 

„He Kleiner ich seh deine Not

und rette dich vor'm sich'ren Tod.

Drum hör jetzt auf zu schreien.

Da, schau, schon hab ich dich.“

 

Der Schmetterling im Netz der Spinne hing.

Wenn wir uns müh’n, dann kann er ihr leicht entflieh'n.

 

 

Von seinen Hennen fortgejagt

erscheint ein Gockel hochbetagt.

„Ich helf dir mit den Frauen.“

Da staunt der Hahn nicht schlecht.

 

Ich kleb ihm Flossen, Schuppen dann

und Kiemen auf den Federn an.

Die Hennen, ja die schauen.

Der Hahn, ein toller Hecht.

 

Ein toller Hecht ist Hühnern immer recht.

Wenn wir uns müh’n, wird er in den Stall einzieh’n.

 

 

Des alten Bibers Zahn ward stumpf.

Ich traf den armen Kerl im Sumpf.

„Was ist das für ein Dasein?“,

sprach er schon ganz verzagt.

 

„Das Holz der Bäume ist zu hart.

Am Besten ich aufs Ende wart.“

Ich schenkte ihm 'nen Schleifstein,

daran er fleißig nagt.

 

Ein stumpfer Zahn nicht richtig nagen kann.

Wenn wir uns müh’n, dann muss man den Zahn nicht zieh'n.